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Korea - ein geteiltes Land

Verantwortlicher Autor: Kurt Lehberger Frankfurt am Main, 21.11.2024, 14:11 Uhr
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Seoul, Aufnahme von 1981
Seoul, Aufnahme von 1981  Bild: Kurt Lehberger

Frankfurt am Main [ENA] Korea ist ein geteiltes Land. Um sich ein Bild über Korea zu machen, muss man in seine Geschichte zurückgehen. Das gelingt den Autoren Do-Yul-Song und Rainer Werning in dem Buch „Korea: Von der Kolonie zum geteilten Land“ aus dem Jahre 2012 sehr gut.

Mit den Machtvergrößerungsinteressen von Japan in Asien beginnt die Kolonialisierung von Korea durch Japan. Schon 1905 war Korea nicht mehr souverän. Der König von Korea lebte bereits in Japan und war nur noch eine Marionette der japanischen Regierung. In der Kolonialzeit wurden die Koreaner unterdrückt, als Menschen zweiter Klasse behandelt, und viele wurden umgebracht, z. B. weil man ihnen Schuld an dem Erdbeben von 1923 und der Not in Japan daraufhin gab. Die Koreaner*innen wurden ihrer Sprache beraubt und damit dem wichtigsten Teil der Kultur ihres Volkes. Koreanisch wurde in den Schulen verboten.

Der Korea Krieg ist ebenso ein dunkles Kapital der Geschichte Koreas. So viele sinnlose Opfer, alles aufgrund der Großmächte, dem Ringen um Vorherrschaft und dem Willen, die ideologische Richtung durchzusetzen. China und Russland einerseits und die USA auf der anderen Seite. Bis heute ist der Korea Krieg noch nicht beendet, es herrscht nur Waffenstillstand. In den 60 – 80 er Jahren herrscht in Südkorea eine Diktatur. Ich habe das Kapitel über das Massaker in Gwangju im Mai 1980 gelesen und war tief berührt. Das Militär ermordete ungehemmt und ohne Kontrolle, unvorstellbar grausam unschuldige Menschen, darunter jugendliche Schüler*innen, Studenten*innen, Arbeiter*innen und andere Bürger*innen der Stadt.

Dieser Militäreinsatz geschah mit der Zustimmung der koreanischen Regierung und den USA, die in dieser Zeit den Oberbefehl des Militärs hatten. Ziel war es, die autonome und volksdemokratische Regiering der Stadt zu beenden. Das Militär spielt immer wieder eine Schlüsselrolle in der Geschichte Koreas. Gwangju ist in den westlichen Medien in Vergessenheit geraten. Ich hoffe, dass die Koreaner selbst, an dieses historische Ereignis offiziell gedenken und Aufklärung leisten, was damals geschah und wer die Verantwortlichen waren. Dass bis heute nicht bekannt ist, wie viele Opfer es gab, ist nicht nachvollziehbar. Ich selbst war 1981 in Gwangju und konnte nur ahnen, was in diesem Ort ein Jahr zuvor geschehen war.

Immerhin konnte ich Berichte, sehr ähnlich derer, die in dem Buch aufgeführt sind, einsehen und auch nach Deutschland bringen. Im ganzen Land sind 1981 nachts die Panzer durch die Straßen gefahren und haben die Ausgangssperre überwacht. Jeder, der ab Mitternacht auf der Straße war, wurde abgeführt. Auch amerikanische Panzer sind rücksichtlos über das Land gejagt. Sie waren im Manöver. Der Panzer war so hoch wie das Haus der Bauern. Ähnlich unfassbar wie die Ereignisse in Gwangju, sind die Auswüchse des NSG National Sicherheits-Gesetz. Der Autor selbst wurde verfolgt und nur mit Hilfe der öffentlichen Medien und namhafter Personen konnte er wieder in die Freiheit zurückgelangen.

Aber es gibt auch positive Seiten von Südkorea zu berichten: Kim Dae-jung, der viele Jahre lang im Gefängnis saß, führte Südkorea mit zur Demokratie. Man beschuldigte ihn der Rädels-Führerschaft in Gwangju. Er wurde als Anführer des Aufstands in Gwangju angeklagt und einige Jahre inhaftiert. Er war 1998 der erste demokratisch gewählte Präsident und erhielt im Jahr 2000 den Friedensnobelpreis. Was dem Buch gutgetan hätte, wäre ein Sach- und Personenverzeichnis anzufügen, damit man die Bezüge zu Personen und Sachthemen schneller findet. Olympia 1988 – hier eine sehr gute Darstellung wie sich Korea darauf vorbereitete und wie das Ereignis genutzt wurde, Südkorea als modernes und demokratischen Land in der Welt darzustellen.

Der Teil über Nordkorea ist für mich nur schwer zu bewerten. Da wir sehr wenige verlässliche Quellen haben, fällt es mir schwer, mir ein Bild über Nordkorea zu machen. Als “West-Deutscher” konnte ich damals in die DDR reisen und hatte daher zumindest einen Eindruck bekommen, wie die Menschen dort lebten und wie sie dachten. Für Korea ist das schwieriger. Die Dschutsche Ideologie wird kurz dargestellt. Auch hier reicht die Theorie nicht aus, um zu verstehen, was in der Wirklichkeit geschieht. Was mich sehr interessiert und gefesselt hat, ist die Geschichte des Ortes Gangjeong auf der Insel Jeju. Sie versuchten mit Öffentlichkeitsarbeit und Hungerstreiks den Bau einer Marine-Stützpunktes auf der Insel nahe ihrem Dorf zu verhindern.

Der Rückblick in die Geschichte von Jeju zeigt, dass die Einwohner schon früh der Willkür der Macht ausgeliefert waren. Im Jahr 1948, als Jeju autonom war und sich selbst demokratisch regierte, wurde diese Volksregierung von der koreanischen Regierung und den USA brutal mit 30 - 60.000 Toten beendet. Der damalige starke Mann des Militärs Song Yo Chang wurde später Präsident von Südkorea. Das Buch sollte fortgeschrieben werden. Leider endet der Rückblick 2012 und inzwischen ist ja einiges passiert in Nordkorea. Hochgerüstet verweigert es jede Annäherung beider Staaten.

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