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Rudolf Levy im Landesmuseum Mainz

Verantwortlicher Autor: Kurt Lehberger Mainz, 10.10.2024, 14:20 Uhr
Presse-Ressort von: Kurt Lehberger Bericht 3570x gelesen
Foto: Bildnis Margot Lachmann von Rudolf Levy 1928 - Landesmuseum Mainz
Foto: Bildnis Margot Lachmann von Rudolf Levy 1928 - Landesmuseum Mainz  Bild: Kurt Lehberger

Mainz [ENA] Rudolf Levy besuchte 1895 die Kunstakademie Karlsruhe, dann ab 1899 die Akademie der Bildenden Künste München. 1903 ging er nach Paris und gründete dort einen Künstler-Zirkel der deutschsprachigen Künstler. Sie trafen sich in dem in der Künstlerszene beliebten Le Dôme Café in Paris.

Le Dôme war in den 20er Jahren der intellektuelle Treffpunkt von Künstlern und Schriftstellern. Hier wurden Nachrichten ausgetauscht und künstlerische und literarische Trends diskutiert und gesetzt. Sowohl die Maler und Bildhauer der Pariser Schule sowie Schriftsteller, Dichter, Kunstkenner und Händler besuchten das Café. Es war ab 1920 das Zentrum der Avantgarde. Viele Künstler jüdischer Herkunft waren ein wichtiger Teil der l'École de Paris, der Pariser Schule. Im Jahr 1907 arbeitete Rudolf Levy in dem neu gegründeten Atelier von Henri Matisse. Später leitete er die Académie Matisse.

Zur Einordnung in die Geschichte der Malerei: Der Kubismus ist die geometrisierte Abstraktion der Form. Der Begriff leitet sich aus dem cube (Würfel) ab. Er löste in Frankreich den Fauvismus ab. Die malerische Impression der fauvistischen Bilder entsteht aus dem Zusammenklang der Farbflächen und leuchtenden Farben. Der Kubismus wurde von Picasso im Jahre 1906 geschaffen und wirkte fort bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges, 1914. Beide Stilrichtungen leiten die Klassische Moderne ein. Rudolf Levy vereint in dem Stillleben mit Früchten sowohl kubistische als auch Impressionistische bzw. fauvistische Stilelemente. Das Bild wurde 1921 gemalt, also nach der Zeit des Kubismus.

Im Jahr 1928 wurde er Mitglied der Berliner Sezession und gehörte dem Vorstand an. 1933 begann für Rudolf Levy die Flucht und Emigration. Er war in den USA und ist wieder zurückgekehrt, lebte in Spanien und zuletzt in Italien. Am 12. Dezember 1943 wurde er von SS-Soldaten verhaftet. Er wurde am 10. April 1944 in Auschwitz ermordet. Seine Bilder und Schriften wurden größtenteils vernichtet. In seinen Stillleben verwirklichte er sein impressionistischer Ausdruck in Farbe und Form.

Rudolf Levy war eng befreundet mit dem Maler Hermann Lismann. Sie trafen sich im Café du Dôme in Paris um 1900 und ließen sich von der französischen Avantgarde inspirieren. Diese unbeschwerte Zeit endete für beide mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, wo sie als deutsche Soldaten an der Front kämpften. Danach arbeiteten beide wieder als Künstler. Bemerkenswert ist, dass Hermann Lismann ein eigenes Atelier und eine Malschule in der Städelschule in Frankfurt führte. Rudolf Levy wirkte zu dieser Zeit u.a. in Berlin. Beide Künstler waren sehr bekannt. Sie hatten zahlreiche Ausstellungen und etablierten sich im Kunstmarkt.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 veränderte das Leben der beide jüdischen Künstler abrupt. Rudolf Levy verließ Deutschland sofort. Hermann Lismann erhielt aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1934 Berufsverbot. Der Großteil der Werke der beiden Künstler wurden 1937 als »entartete Kunst« beschlagnahmt und vernichtet. Hermann Lismann floh schließlich 1938 nach Paris. Er wurde 1943 in das Konzentrationslager Majdanek deportiert, wo sich seine Spur verliert. Die gezeigten Bilder sind in im Landesmuseum Mainz, Große Bleiche, in der Dauerausstellung Moderne Galerie im 4. Stock zu sehen. Die Bilder sind von dort fotografiert und über eine Fotomontage in diesem Beitrag dargestellt.

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