Martin Parr in Schwarz-Weiß und in Farbe
Frankfurt am Main [ENA] Martin Parr In Schwarz-Weiß: Das Fotografie Forum Frankfurt stellt aktuell über 50 Schwarz-Weiß-Bilder des britischen Fotografen aus. Sie wurden zwischen 1970 und 1985 aufgenommen und zeigen typische Alltagssituationen. Die Bilder provozieren und inspirieren. Sie sind witzig und oft sozialkritisch.
Bild: „Mayor of Todmorden’s inaugural banquet“, West Yorkshire, England,1977. Wir sehen einen langen Tisch voll mit verschiedenen Speisen. Das Buffet ist eröffnet. Alle stürmen zusammen und decken sich ein. Sie drängen sich Schulter an Schulter, wirken glücklich und erwartungsvoll. Es ist die Zeit der Entbehrungen, noch nicht alle haben von der wirtschaftlichen Entwicklung profitiert. Bild: „Yates’s Wine Lodges“, Liverpool, England, 1983 Wir sehen eine ältere Frau mit Kopftuch und warmem Wintermantel allein im Pub sitzen. Sie genießt offensichtlich das frische Getränk. Ungewöhnlich ist, dass sie allein ist. Sie ist ohne einen Tischnachbar*in. Der Raum wirkt kalt, die Regale sind leer. Tradition und Umbrüche werden in einem Bild gezeigt.
Bild: Tom Greenwood Cleaning, Yorkshire, England, 1975 Wir sehen einen Mann, der auf einer Leiter im Türrahmen steht, ein Bein hängt in der Luft. Eine komische Situation, eine Spannung wird zu uns übertragen. Wird er schwanken und runterfallen? Bild: St Paul‘s School, Dajeeling, India, 1984 Wir sehen 99 Damenslips die nebeneinander und untereinander gereiht auf einem Dach zum Trocknen ausgelegt sind. Im Hintergrund sind ein indisches Dorf, Bäume und Berge zu sehen.
In der Leica Galerie Frankfurt werden Bilder in Farbe von Martin Parr ausgestellt. Seine Farbfotografien wirken durch die grellen Farben übertrieben. Die Motive sind grotesk und verwirrend. Seine Bilder sprechen zu uns: sie sind geladen mit Kritik, Verführung und Humor. Alle verstehen, was er sagen will. Seine Bilder sind leicht zugänglich, unterhaltsam und tiefsinnig. Wie sollen wir leben? Martin Parr gibt darauf keine Antwort, aber er zeigt uns, wie wir leben, wie wir uns selbst darstellen und was uns wichtig ist. Er ist auf seine Art achtsam und respektiert die Vielfalt. Der Kopf des Schwans ist mitten im Bild, obwohl er am Strand und unter den Badegästen nichts verloren hat. Ironie und Witz zeichnen die Bilder von Martin Parr aus.
Er stellt dem Universellen das Besondere gegenüber. Wir lieben die Freizeit am Strand. Die Übervölkerung am Strand ist sein Thema. Der überfüllte Strand erhält von ihm ein Preisschild. So wird das Normale zum Besonderen. Die Kritik wird humorvoll und listig vorgetragen. Einzelne Schnappschüsse zeigen uns Individuen in ihrer eigenen Art. Exzentrische Darstellungen ziehen uns an. Sie sind Teile des gesellschaftlichen Lebens.
Martin Parr, britischer Fotografen, 1953 in Epsom, Surrey, GB geboren, gehört der renommierte Fotoagentur Magnum an. Magnum wurde 1947 von Henri Cartier-Bresson u.a. gegründet. Die Mitglieder stellen eine eigenwillige Gruppe von Reporter*innen und Künstler*innen dar, die einen besonderen Blick auf die Motive richten und die Art und Weise, wie sie die Objekte sehen, in den Vordergrund stellen. Sie sehen sich als Fotojournalist*innen. Sie haben mit ihrem Bild eine Geschichte zu erzählen. In Frankfurt sind parallel die Ausstellung “Martin Parr EARLY WORKS“ im Fotografie Forum Frankfurt und die Ausstellung „Martin Parr IN COLOUR“ mit Bildern in Farbe von Martin Parr in der Leica Galerie Frankfurt zu sehen, beide Ausstellungen bis 05.01.2025.