
Ausstellung: „Rembrandts Amsterdam. Goldene Zeiten?“

Frankfurt am Main [ENA] Amsterdam blühte im 17. Jahrhundert auf. Wissenschaft, Handwerk, Seefahrt, Handel, Kolonien und Künste lassen die Wirtschaft und Kultur der Hafenstadt erstrahlen. Eine Elite von Bürgern und Bürgerinnen bestimmen das politische, das kulturelle und das soziale Geschehen.
Die reichen Bürger und Bürgerinnen lassen sich von Rembrandt und anderen Künstlern seiner Schule in Gruppen malen. Vorstände des Schützenvereins oder Regenten des Waisenhauses geben großformatige Ölgemälde zur Selbstdarstellung in Auftrag. In den „goldenen Zeiten“ entstehen in den Niederlanden 70.000 Gemälde pro Jahr. Die Ausstellung zeigt Bilder, die sowohl den Reichtum als auch die Armut in Amsterdam zeigen. Die Gegensätze bestimmen die „goldenen Zeiten“ der Stadt im 17. Jahrhundert. Amsterdam verfünffachte seine Einwohnerzahl zwischen 1600 und 1662 von vierzigtausend auf über zweihunderttausend Einwohner.
Über die Kolonien werden nur wenige Information in der Ausstellung vermittelt. Zur Erinnerung: Die Niederländer bevölkerten die Kolonien der Banda-Inseln in Indonesien mit Sklaven, die in den angelegten Plantagen für Gewürze arbeiten mussten. Das heutige Jakarta war früher der Handelsplatz « Batavia » der niederländischen Kolonialmacht. In der Periode von 1674 bis 1740 waren für die Niederländische Westindien-Kompanie (WIC) 383 Sklavenschiffe auf den Meeren. Bis zu 200.000 Sklaven wurden von Westafrika nach Amerika verschifft. Gezeigt werden Bilder zu den Waisenhäusern der Stadt. Neben den Gruppenporträts der Regenten*innen werden sowohl die Uniformen, die Speisung und die Bekleidung der Waisenkinder in Ölgemälden gezeigt.
Die Waisenkinder wurden stigmatisiert durch die rot-weiße Uniform, die sie stets tragen mussten. Der Status elternlos zu sein, dominierte alles andere. Ihre Individualität war aufgehoben. Bei ordnungswidrigem Verhalten wurden sie oft mit Fußfesseln versehen, so dass sie nicht weglaufen konnten und für alle sichtbar gedemütigt wurden. Die Ausstellung zeigt in einer Vitrine die Uniform und eine Fußfessel. Ihr Alltag war streng geregelt. Disziplin und Ordnung von früh bis spät, beim Arbeiten, beim Spielen, bei den Mahlzeiten. Die Mädchen erlernten Handarbeiten wie Stricken, Sticken, Nähen. Stopfen… die Jungen gingen ab 12 Jahren in eine Handwerkslehre zu einem Meister außerhalb des Waisenhauses.
Alle lernten Lesen, Schreiben und Rechnen in der Schulklasse. Sie sollten als Erwachsene eine bürgerliche Existenz führen können. Die Regenten des Waisenhauses waren die Vormundschaften der ihnen zugewiesenen Kinder. Sie prahlten damit, sorgten aber nicht für die familiäre Wärme und Bindung zu den Kindern. Das karitative Amt des Regenten oder der Regentin wurde stark nobilitiert. Das zeigt sich in den Gemälden der Gruppe von Regenten. Reiche Patrizierfamilien engagierten sich prestigeträchtig in der karitativen Einrichtung. Dass der Reichtum auf Ausbeutung in den Kolonien oder aus Waffenhandel stammte, wird nicht sichtbar.
So waren beispielsweise Mitglieder der Familie Trip in führenden Positionen in der Verwaltung als Bürgermeister und in der Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC) tätig. Aus den Aufzeichnungen ist nachweisbar, dass ca. 5% der Waisenjungen für die Kolonien rekrutiert wurden. Viele überlebten nicht die achtmonatige Schiffsreise unter menschenunwürdigen Bedingungen. Die Gruppenbilder wurden in der Rembrandtschule in Auftrag gegeben. Dabei zahlte jeder der abgebildeten Regenten einen Geldbetrag, der ausreichte, dass ein Künstler der Schule davon die Ausbildung für ein Jahr bestreiten konnte.
Rembrandt (1606 – 1669) kommt mit 25 Jahren (1631) in die blühende Metropole. Sein Ruf eilt ihm voraus. Er gilt als ein Meister der Ölmalerei und erhält viele Aufträge. Neben der Auftragsmalerei widmet er sich in seinen Radierungen und Zeichnungen an die Außenstehenden der Amsterdamer Bevölkerung. Er zeichnet Bettler, Behinderte, arme, kranke oder alte Menschen, die namenlos bleiben und verkauft seine Werke als gedruckte Blätter. Er will die Lebenswirklichkeit festhalten. Weitere Themen der Ausstellung sind: Vereine der Schützenhäuser, Börse, Armenhäuser, Gefängnisse: Rasphuis und Spinnhäuser, Wissenschaft, Hinrichtung, Prostitution, Selbstporträts, Skizzen und Studien von Köpfen u.a.
„Die Ausstellung vereint rund 100 Gemälde, Skulpturen und Druckgrafiken sowie kulturhistorische Gebrauchsgegenstände aus weiteren führenden niederländischen und internationalen Museen, darunter Meisterwerke aus dem Rijksmuseum in Amsterdam, dem Metropolitan Museum of Art in New York, dem Koninklijk Museum voor Schone Kunsten in Antwerpen oder dem Muzeum Narodowe in Warschau. Dieser Bestand wird durch herausragende Werke Rembrandts und seiner Zeitgenossen aus der Sammlung des Städel Museums ergänzt.“ Quelle: Webseite des Städelmuseums. Die Ausstellung: „Rembrandts Amsterdam. Goldene Zeiten?“ im Städel Museum in Frankfurt am Main ist bis zum 23. März 2025 zu sehen.